Befragung der Bundesregierung zur Übersterblichkeit von an den Folgen von Corona
Schriftliche Frage der Abgeordneten Gökay Akbulut
(Monat Januar 2022, Arbeits-Nr. 1-21)
Frage für den Monat Januar 2022
Hat die Bundesregierung Kenntnis von den Ergebnissen der Studie eines Forscherteams der Universitäten Freiburg, Frankfurt/Main und Berlin, das anhand der jährlichen Daten zu Todesfällen in Deutschland und in der Schweiz festgestellt hat, dass Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit überdurchschnittlich oft an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung in der ersten, zweiten und dritten Pandemie-Welle gestorben sind (https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Expertise_Rassismus_Uebersterblichkeit_Covid_19_Will_Supik_Pluemecke_FINAL.pdf), und welche Maßnahmen will die Bundesregierung ergreifen, um die Folgen sozioökonomischer Benachteiligung und struktureller Diskriminierung in der aktuellen Pandemie auf Menschen mit Migrationsgeschichte besser erfassen und bessere Schutz- und Versorgungsmaßnahmen ergreifen zu können?
Antwort der Bundesregierung
Gesundheitspolitische Maßnahmen für einen gleichberechtigten Zugang aller Bevölkerungsgruppen zur gesundheitlichen Versorgung kommen insbesondere in der Pandemie eine besondere Bedeutung zu. Geeignete Daten sind wichtig, um sozioökonomische Faktoren und deren Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte sichtbar zu machen. Entsprechend können dann Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit aller Bevölkerungsgruppen geplant und umgesetzt werden.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat beispielsweise zu Beginn der Pandemie die im ersten Halbjahr 2020 international veröffentlichten Befunde gesichtet, die Aufschluss über soziale Ungleichheiten im COVID-19-Geschehen geben, und diese in Übersichtsartikeln zusammengefasst, im Internet einsehbar unter: https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/S/Sozialer_Status_Ungleichheit/ Sozialer_Status_Ungleichheit_node.html.
Um die gesundheitliche Lage von Menschen mit Migrationsgeschichte und in sozioökonomisch benachteiligten Lagen allgemein und auch in Bezug auf die Pandemie und deren Folgen in Deutschland besser abschätzen zu können, werden derzeit zwei Studien vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und vom RKI durchgeführt:
- Gemeinsam mit dem mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung führt das RKI die deutschlandweite Antikörper-Studie „CORONA-MONITORING bundesweit“ (RKISOEP- Studie) durch, in der sowohl zurückliegende als auch aktuelle Infektionen auf Einzelfallbasis in einer Stichprobe der erwachsenen Allgemeinbevölkerung ermittelt werden. In der momentan stattfindenden zweiten Erhebungswelle werden die sogenannten Migrations- und Geflüchtetenstichproben des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) mit einbezogen, um Erkenntnisse zu Infektionsrisiken, Impfungen und Barrieren als auch indirekte Folgen der Pandemie auch für Personen mit Migrationsgeschichte auswerten und beschreiben zu können. Weitere Informationen finden sich online unter: https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/lid/lid_node.html.
- Im Rahmen der Studie GEDA Fokus (Gesundheit in Deutschland: aktuell) werden Menschen mit verschiedenen Staatsangehörigkeiten (Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Syrisch und Türkisch) zu ihrer gesundheitlichen Lage allgemein und u.a. zu Risiko- und Schutzfaktoren, Impfung, Testungen und durchgemachten Infektionen befragt. Ziel der Studie ist es, differenziert nach verschiedenen migrationsbezogenen Merkmalen – wie z.B. Aufenthaltsdauer, -status, Migrationsmotiven, Deutschkenntnissen oder Diskriminierungserfahrungen – die gesundheitliche Lage von Menschen mit Migrationsgeschichte, auch unter Berücksichtigung der sozioökonomischen Situation, zu beschreiben. Erste Ergebnisse werden für Herbst 2022 erwartet (vgl. https://www.geda-studie.de/gesundheitsstudie/geda-fokus.html).
In den bevölkerungsbezogenen repräsentativen Surveys des RKI werden zudem in Zukunft neben Daten zum sozioökonomischen Status auch Diskriminierungserfahrungen erfasst.
Im Rahmen seiner breit angelegten mehrsprachigen Informationskampagne zum Coronavirus und der Corona-Schutzimpfung stellt das Bundesministerium für Gesundheit auf der Internetseite www.zusammengegencorona.de verschiedenen Zielgruppen ein breites Spektrum an Informationen zu SARS-CoV-2 zur Verfügung. In den Sprachen Deutsch, Arabisch, Englisch, Türkisch, Spanisch und Russisch stehen Artikel zu verschiedenen Themen zur Verfügung.
Darüber hinaus werden Informationsflyer in mehreren Sprachen angeboten. Eine Informations- Hotline zur Corona-Schutzimpfung steht unter der Rufnummer 0800 / 0000837 (bundesweit und kostenlos) in den Sprachen Arabisch, Englisch, Russisch und Türkisch sowie in Gebärdensprache zur Verfügung. Informations- und Aufklärungsfilme über die COVID-19-Impfung sind mit Untertiteln in mehreren Sprachen versehen. Zudem werden mehrsprachige Kampagneninhalte an zielgruppenspezifisch ausgespielt.
Weitere Hinweise für Migrantinnen und Migranten bzw. Asylsuchende enthält das Internetportal Migration und Gesundheit (https://www.migration-gesundheit.bund.de). Auf dem Portal werden gebündelt zahlreiche Broschüren und Informationsmaterialien, u.a. zum neuartigen Coronavirus sowie zur COVID-19-Schutzimpfung in mehreren Sprachfassungen zur Verfügung gestellt und laufend aktualisiert.
Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration unterstützt seit Beginn der Pandemie die zielgruppengerechte Aufklärung und Information in bis zu 23 Sprachen.
Antwort aufrufen