Spracherfordernis für Geistliche: Deutsch lernen ist in Deutschland einfacher
Sprachanforderungen als Einreisebedingung nach Deutschland wirken sehr restriktiv. In der aktuellen Debatte über Deutsch-Nachweise als Einreisebedingung für Geistliche gibt es die Sorge, dass dies eine hohe Hürde darstellen könnte. Diese Befürchtung ist berechtigt, wie Erfahrungen mit Sprachanforderungen beim Ehegattennachzug zeigen. Dazu erklärt Gökay Akbulut, Sprecherin für Migration und Integration von der Bundestagsfraktion DIE LINKE:
„Etwa ein Drittel der Eheleute schaffen den geforderten Deutsch-Test für den Familiennachzug im Ausland nicht. Das betrifft etwa 12.000 Menschen jährlich, die deshalb erst einmal nicht zu ihren Ehegatten nach Deutschland einreisen und mit ihnen zusammen leben können.
Natürlich brauchen wir Geistliche, die mit den hiesigen Lebensverhältnissen und den Problemen der Menschen vertraut sind. Ebenso sind gute Deutschkenntnisse von Geistlichen wünschens- und unterstützenswert. Aber das Argument, dass die deutsche Sprache viel leichter in Deutschland erlernt werden kann, gilt für Geistliche wie für Familienangehörige gleichermaßen – für Letztere sogar noch mehr.
Denn während es vorstellbar ist, dass Religionsgemeinschaften den Erwerb der deutschen Sprache im Ausland künftig institutionell fördern und unterstützen würden, sind Ehegatten im Ausland völlig auf sich alleine gestellt. Was ein Sprachkurs kostet, wie lange und beschwerlich die jeweiligen Anfahrtswege sind und ob die individuellen Lebensverhältnisse den Erwerb der deutschen Sprache im Ausland überhaupt zulassen – all dies interessiert die deutschen Visastellen in aller Regel nicht.
Damit verstößt die deutsche Regelung weiterhin gegen EU-Recht und gegen die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs. Zwar gibt es seit einiger Zeit eine Härtefallregelung im Gesetz, doch diese ist in der Praxis weitgehend unwirksam. Dass Ehegatten wegen fehlender Deutschkenntnisse zwangsweise voneinander getrennt werden, obwohl sie ansonsten alle Voraussetzungen für den Nachzug erfüllen, ist ein Skandal, der leider allzu selten überhaupt noch thematisiert wird.“