Bei den Pflegeprofis – ambulante Pflege im Spannungsfeld von Politik und Corona


Das Thema Pflege steht seit Corona in der öffentlichen Aufmerksamkeit. Unsere Pflegekräfte haben inmitten dieser globalen Pandemie durch ihren enormen Einsatz unsere Gesundheitsversorgung aufrecht gehalten und standen selbst dabei nicht selten unter großer Ansteckungsgefahr. Die Politik hat diese Leistung auch gerne beklatscht, doch an den zugrunde liegenden Rahmenbedingungen in der Pflege wurde bisher zu wenig verändert.

Als DIE LINKE sind wir seit Jahren an dem Thema Pflege dran. Schon lange vor Corona haben wir eine Kampagne gegen den Pflegenotstand ins Leben gerufen. 100.000 Pflegekräfte mehr braucht es in den Krankenhäusern, aber auch in der Altenpflege. 500 Euro mehr Gehalt fordern wir für die Pflege und eine gesetzliche Personalbemessung.

Wie schaut es nun konkret in der Pflege aus? Als Abgeordnete in Mannheim wollte ich mir einen Eindruck der ambulanten Pflege in Mannheim machen. Ich bin daher gerne der Einladung des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) und des Pflegedienstes Pflegeprofis in Mannheim zu einem Praktikum nachgekommen. Im Rahmen der Reihe „Praxis für Politik“ habe ich die Pflegeprofis, einen privaten Anbieter ambulanter Pflegeleistungen in Mannheim besucht und konnte dort viele Eindrücke gewinnen.

Bernd Model ist kaufmännischer Geschäftsleiter und betreibt gemeinsam mit Birgit Hartmann, zuständig für die pflegerische Leitung, seit nun fast zwanzig Jahren die Pflegeprofis. Rund 130 Patientinnen und Patienten werden hier betreut. Beim gemeinsamen Gespräch mit Ronny Brosende, Landesbeauftragter der bpa-Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg, diskutieren wir die politischen Rahmenbedingungen für Pflegedienste und Beschäftigte. In der Altenpflege ergibt sich ein differenziertes Bild hinsichtlich der Anbieter.

Ein großes Problem ist der Mangel an Fachpersonal. Wir sind uns einig, dass der Zuzug ausländischer Fachkräfte nach Deutschland deutlich einfacher gestaltet werden muss. Hohe bürokratische Hürden erschweren diesen Prozess für Beschäftigte und für Arbeitgeber:innen. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll hier Abhilfe schaffen und ich bin im stetigen Austausch mit den umsetzenden Stellen. Die letztendlich beschlossene Version war bereits reformbedürftig bevor sie überhaupt in Kraft trat. Ich werde mich daher auch im nächsten Bundestag dafür einsetzen, dass das Gesetz ob seiner Praktikabilität für die Beschäftigten weiter entwickelt wird.

Mit der Umstellung der Pflegeausbildung auf die Generalistik wurden die drei vormals getrennten Ausbildungen Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Große Krankenpflege zu einer gemeinsamen Ausbildung zusammengelegt. Diese Änderung trat 2020 in Kraft und wird nun gerade unter Corona-Bedingungen erstmals durchgeführt. An dieser neuen Ausbildung nimmt auch die Pflegeschülerin Helena teil. Sie gibt uns Einblicke in die Ausbildungsbedingungen und ich nehme mit, dass ihr das Betreuungsverhältnis zwischen Auszubildenden und Ausbilder:innen ganz zentral ist – gerade auch in Zeiten digitaler Unterrichtskurse. Als LINKE ist mir auch wichtig, dass die Ausbildungsvergütung angehoben wird.

Wie kommt man eigentlich zur Pflege habe ich mich gefragt. Pflegerin Mirjeta arbeitet nun seit Anfang des Jahres bei den Pflegeprofis und kam als Quereinsteigerin aus der Gastronomie dazu. Anfangs konnte sie sich den Pflegeberuf nicht vorstellen, inzwischen fühlt sie sich sehr wohl in dem Beruf und in dem Betrieb. Pflege ist mehr als nur ein Beruf, das höre ich immer wieder in Gesprächen mit Pflegekräften. Die Arbeit mit den Menschen und jemanden helfen zu können – das ist sinnstiftend. Auch Geschäftsführer Model betont, dass es Platz geben müsse für Nähe und Menschlichkeit in der Pflege. Ihm ist wichtig, dass die Pflege mehr gesellschaftliche Anerkennung genießt. Corona und die daraus resultierte eingeschränkte Verfügbarkeit von Zugängen und Angeboten hat das Ansehen der Beschäftigten in der Pflege erhöht, meint Model. Man habe schon früh ein Hygiene-Konzept erstellt um den Betrieb aufrecht zu erhalten und das haben die Patientinnen und Patienten gedankt. Bei zwei von ihnen durfte ich auch mitgehen und direkt vor Ort etwas mit anpacken, schließlich geht es ja auch um Praxis für die Politik.

Pflege, da sind wir uns sicher alle einig, ist enorm wichtige Tätigkeit. Corona hat uns klar vor Augen geführt, welche Tätigkeiten für eine Gesellschaft unverzichtbar sind. Diese systemrelevanten Berufe verdienen Respekt und gute Bezahlung – gerade auch mit Blick auf den Einzelhandel, auf Erziehung und Gesundheit.

Das Praktikum hat mir viel Spaß gemacht und ich nehme viel mit aus den Gesprächen. Als Abgeordnete ist es mir wichtig, im direkten Austausch vor Ort zu sein und zu sehen, was funktioniert und wo womöglich noch politischer Handlungsbedarf besteht.


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