Die Hälfte von allem – für die Gleichberechtigung aller Geschlechter


Feminismus

Die Hälfte von allem – für die Gleichberechtigung aller Geschlechter

Wir sind weit entfernt von gesellschaftlicher Gerechtigkeit und gleicher Teilhabe. Gerade Frauen, die lange in systemrelevanten Berufen geschuftet haben, sind von Altersarmut betroffen. Es ist Zeit zu handeln.

Nach wie vor werden Frauen für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt als Männer. In Baden-Württemberg sind wir hier besonders schlecht aufgestellt. In keinem anderen Bundesland ist dieser Lohnunterschied, die Gender Pay Gap, mit ganzen 25% größer. Das ist die Folge einer grundsätzlichen Schlechterstellung von sozialen Berufen, in denen überwiegend Frauen arbeiten. Erzieher:innen, Pflegekräfte, soziale Arbeit – das sind nur einige Beispiele von Berufen, die zwar als systemrelevant erkannt wurden während Corona, aber weit davon entfernt sind auch entsprechend vergütet zu werden.

Die Arbeit mit dem Menschen schafft im Gegensatz zu den Berufen in der Industrie halt keine Profite – das spiegelt sich in der Lohnstruktur wieder. Wo aber Gewinne erwirtschaftet werden, wie beispielsweise durch die Privatisierungen im Gesundheitsbereich, passiert dies oft auf dem Rücken der Beschäftigten, die sich einer zunehmenden Arbeitsverdichtung ausgesetzt sehen.

Die großen Lohnunterschiede führen auch zu deutlich geringeren Renten, die im Schnitt bei Frauen gerade einmal halb so groß sind wie bei Männern. Altersarmut hat ein dezidiert weibliches Gesicht und wird oft verschämt versteckt. Als LINKE setzen wir uns deswegen für eine Mindestrente von 1200 Euro ein. Dies muss für alle sozialen Sicherungssysteme gelten. Niemand darf gezwungen sein mit weniger als 1200 Euro auskommen zu müssen – egal ob bei Arbeitslosigkeit, im Studium oder in der Rente.

Besonders Alleinerziehende stehen vor großen Herausforderungen. Knapp die Hälfte aller Alleinerziehenden in Baden-Württemberg ist armutsgefährdet. Ohne gebührenfreie Kitas und gerade in den städtischen Ballungszentren mit stetig steigenden Mieten wird es eng am Monatsende. Bezahlbares Wohnen wird deswegen eine zentrale Forderung von uns in diesem Bundestagswahlkampf sein.

Der Berliner Mietendeckel, mit dem Mieten nicht nur eingefroren, sondern auch gekappt und gesenkt werden können, wurde in der Form zwar vor Gericht gestoppt – aber nicht in der Sache. Die Frage ist, ob die Länder zu solchen Maßnahmen berechtigt sind. Damit liegt für uns die Sache auf der Hand: wenn die Länder keinen Mietendeckel machen können, dann muss der Bund das tun und dafür werden wir in diesem Wahlkampf kämpfen!

Als Stadträtin in Mannheim habe ich allzu oft erlebt wie Beratungs- und Hilfsstrukturen für Frauen unter Finanzierungsvorbehalt gestellt werden. Mannheim hat zwei Frauenhäuser, Heidelberg eines und der Rhein-Neckar-Kreis unterhält noch immer kein eigenes. Das reicht nicht zur Erfüllung der Bestimmungen der Istanbul Konvention, die ja klar sagt, dass der Schutz von Frauen endlich ausreichend gewährleistet werden muss. In Zeiten klaffender Kommunalhaushalte wird dieses Thema noch einmal brisanter. Frauenberatung und Hilfsstrukturen dürfen nicht unter Finanzierungsvorbehalt gestellt werden – dafür setze ich mich in Mannheim ebenso ein wie im Bundestag!

Ich habe diese Ausführungen mit „Die Hälfte von allem“ übertitelt. Das wird allen Leserinnen, die schon länger in der Frauenbewegung aktiv sind, sicher bekannt vorkommen. Wir Frauen sind eben keine Minderheit, die um ihre Rechte bittet. Wir sind die Hälfte der Bevölkerung und wir verlangen die Hälfte. Frauenrechte mussten stets erkämpft werden, es wurde uns nichts geschenkt. Und wir werden weiter kämpfen, für eine Welt, in der alle Geschlechter die gleiche Teilhabe und die gleichen Zugänge haben.

Es spielt keine Rolle wen du liebst, welche Hautfarbe du hast, wie viel du verdienst und ob du eine Behinderung hast – eine gleichberechtigte Gesellschaft steht uns allen zu. Dafür möchte ich mich gemeinsam mit euch einsetzen.

Für eine soziale und gerechte Zukunft.


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