Wie geht es weiter in Kitas und Schulen?


Eine online Diskussion mit Nalan Erol (Stadträtin DIE LINKE), Alice van Scoter (Stadtelternbeirat Kitas Mannheim) und Harald Leber (GEW Mannheim und Humboldt-Werkrealschulleiter) und Gökay Akbulut (MdB).

Die Schulen sollen nun sukzesive wieder geöffnet werden und auch für die Kitas soll bald wieder ein eingeschränkter Regelbetrieb gelten. Wie kann das konkret umgesetzt werden, damit die Öffnung sowohl für die Eltern als auch für die Beschäftigten planbar und sicher funktioniert? Gerade bei den Lehrkräften gehören ja viele zur Risikogruppe, auch hier muss der Gesundheitsschutz gewährleistet bleiben. Wie verschärfen sich Ungerechtigkeiten im Bildunsgssystem unter Corona und wie bringen wir die Digitalisierung an den Schulen voran?

Diese und weitere Fragen möchte ich ausführlich erörtern und freue mich, dass ich Vertreter*innen aus dem Stadtrat, der GEW und dem Gesamtelternbeirat begrüßen durfte. Wir waren uns schnell einig, dass die Digitalisierung in Deutschland ein einziger Flickenteppich ist. Hier bauchen wir einen einheitlichen und verbindlichen Standard, mit dem die Lehrkräfte und auch die Schülerinnen und Schüler operieren können.

Zudem verschärft die jetzige Situation auch die bestehenden Ungleichheiten im Bildungssystem, wenn beispielsweise in Haushalten mit niedrigen Einkommen womöglich gar kein Laptop oder Tablet vorhanden ist. Es wurde von engagierten Lehrerinnen und Lehrern berichten, die mit dem Bollerwagen ausgestattet von Haus zu Haus zogen, um die Schülerinnen und Schüler zu versorgen, die eben keine Vollausstattung zu Hause hatten. Eine so beherzte Aktion verdient großen Respekt. Sie zeigt aber auch, wie unterschiedlich doch die Möglichkeiten und damit auch die Chancen im Bildungssystem verteilt sind. Das ist insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund ein Problem, denn sie erfahren verschiedene Benachteiligungen und leben auch deutlich öfter in Haushalten mit geringem Einkommen. Wir brauchen deswegen endlich mehr Investitionen in die Bildung und auch in die Digitalisierung, damit niemand zurückbleibt!

Sehr problematisch ist in diesem Zusammenhang deswegen auch die Absenkung des Mindestpersonalschlüssels um 20 Prozent in den Kitas. Dadurch können bestimmte Aspekte an den Kitas womöglich nicht mehr vollumfänglich geleistet werden. Kitas sind die ersten Bildunsgseinrichtungen, die unsere Kinder besuchen und dieser Bildungsanspruch darf nicht abgeschwächt werden. Diese Absenkung ist vor allem ja Ausdruck eines bestehenden Personalmangels. Hier hätte früher gegengesteuert werden müssen. Spätestens jetzt aber braucht es mindestens 20 Prozent mehr Personal, um die Beschäftigten aufzufangen, die Teil einer Riskogruppe sind.

Die Hardware bereitzustellen alleine reicht nicht aus. Die Frage ist auch, wie gehe ich damit um? Habe ich Erfahrung im methodischen Vorgehen; vielleicht Eltern, die technik- und bildungsaffin sind? Für viele Eltern war das Homeschooling eine neue Erfahrung und musste auch mit der eigenen Erwerbstätigkeit erst einmal unter einen Hut gebracht werden. Hier wäre mehr Unterstützung für die Eltern wünschenswert gewesen.

Klar ist aber auch, dass der digitale Austausch und das Homeschooling das soziale Miteinander und die Lehrer-Schüler Beziehung nicht ersetzen kann. Die Digitalisierung ist und bleibt letztendlich ein Hilfsmittel. Was wir daraus machen und ob wir alle Menschen an den neuen Möglichkeiten teilhaben lassen, das entscheiden wir als Gesellschaft.

Am Ende möchte ich mich noch ganz herzlich bedanken bei dem Technikteam von KIM TV, respektive Kommunalinfo Mannheim, die diese Produktion mit viel Einsatz ermöglicht hat!


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