Geht Schule auch digital?


Ein Gespräch mit dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg

Die Corona-Pandemie hat viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens stillgelegt, das betraf natürlich auch die Schulen und Kitas. Die Eltern stellt dies mitunter vor kaum lösbare Herausforderungen. In Mannheim bekam ich eine Reihe von Rückmeldungen von Eltern, die zum einen Probleme damit haben, ihre Kinder rund um die eigene Erwerbstätigkeit zu betreuen, was durch die teilweise Wiederöffnung und die kurzen täglichen Beschulungszeiten nicht besser geworden ist. Zum anderen ist das Homeschooling, also der Heimunterricht durch die Eltern, von digitaler Unterstützung und der entsprechenden Ausstattung abhängig. Wie werden die Lehrkräfte und auch die Eltern in dieser außergewöhnlichen Situation eigentlich konkret unterstützt?

Mit diesen und anderen Fragen habe ich mich an das Landesmedienzentrum (LMZ) in Baden-Württemberg gewendet. Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ) steht Schulen bei der Vermittlung von Medienkompetenz zur Seite. Zudem unterstützt es mit Unterrichtsmaterialien, Technik und pädagogischer Beratung . Ich freue mich deswegen sehr über den Austausch mit Andrea Schmidt, der stellvertr. Abteilungsleiterin Medien und stellvertr. Personalratsvorsitzenden, der Leiterin des Referat Fortbildung und Beratung Dagmar Schmidt und Marco Herbst, stellvertr. Leiter des Referats Schulische Medienbildung. Mit dabei ist auch bei diesem Gespräch der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Stadt Mannheim, Thorsten Papendick.

Die Digitalisierung an den Schulen ist ja ein Dauerthema in Mannheim, welche Angebote gibt es da konkret vom LMZ? Wie werden diese Angebote auch möglichst breit bekannt gemacht und wie werden die Eltern mitgenommen?

Wie die Schulen mit der Situation von Schulschließungen und Homeschooling umgehen, ist von Schule zu Schule unterschiedlich. Unter den aktuellen Bedingungen kann der Heimunterricht den Schulbesuch auch gar nicht ersetzen, denn hier können lediglich Inhalte, aber keine erzieherischen und sozialen Elemente vermittelt werden. Viele Schulen haben noch keinen Modus gefunden, der den Anforderungen und Bedarfen der Schüler*innen und Eltern entspricht. Das Kultusministerium unterstützte durch intensiven Ausbau der Infrastruktur, beispielsweise über Moodle und des Videokonferenzsystems BigBlueButton.

Beim Homeschooling spielt die Landesmediathek SESAM auch eine wichtige Rolle, hier sind rund 170.000 digitale Lerninhalte abrufbar. SESAM wurde vormals überwiegend von Lehrkräften genutzt, seit Corona sind die Zugriffszahlen von Schüler*innen aber um 3000% gestiegen. Nun wird daran gearbeitet, die Plattform auszubauen und  noch mehr prüfungsrelevante Inhalte flächendeckend für ganz Baden-Württemberg zur Verfügung zu stellen

Im LMZ wurden jede Woche zudem digitale Sammlungen mit Unterrichtsideen entwickelt und die Angebote zum Jugendmedienschutz kurzfristig so umgestellt, dass diese auch digital stattfinden konnten. Viele Angebote, insbesondere im Bereich von Toolschulungen und Fragen des digital gestützten Unterrichtens, wurden als Webinare durchgeführt, davon fanden seit März 91 statt mit knapp zweitausend Teilnehmer*innen.

Wie schaut es bei der Unterstützung von Eltern aus? Als Abgeordnete bekomme ich immer wieder Rückmeldungen von Eltern, für die Heimunterricht in Eigenregie auch erst einmal eine Herausforderung ist und die sich da Beratung und Unterstützung erhoffen. Auch hierzu gibt es Angebote im LMZ erfahre ich, aber  diese müssen noch ausgebaut und besser beworben werden. Denkbar wären niedrigschwellige Webinare, die sich direkt an Eltern richten und diese dabei unterstützen, sich mit Moodle und BigBlueButton zurecht zu finden. Vorrangig bestehen Bedarfe bei Eltern mit Kindern in der Grundschule und den Klassen 5-7 der weiterführenden Schulen, die teilweise nur über eingeschränkte Zugänge und wenig Bildung verfügen. Ich freue mich, dass dies gleich aufgegriffen wurde und wir hierzu im Gespräch bleiben werden.

Insgesamt bleibt zu sagen, dass wir im Bereich der Digitalisierung der Schulen noch einiges vor uns haben. Die Schulen brauchen eine bedarfsorientierte Finanzierung seitens des Landes, um hier einheitliche Standards in ganz Baden-Württemberg zu schaffen. Bildungsgerechtigkeit bedeutet auch, dass alle Kinder gleichen Zugang zu digitalen Ressourcen haben. Das muss bedeuten, dass alle Kinder neben der Software auch mit den entsprechenden Endgeräten ausgestattet werden, denn nicht jede Familie kann sich einen guten Laptop leisten. Und neben den Ausbau von Beratungs- und Bildungsangeboten wie sie beim LMZ und SESAM angesiedelt sind, braucht es natürlich auch schnelles Internet im Land.

Es gibt also noch einiges zu tun. Die jetzige Situation ist eine Chance, hier die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.

 


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