Digitalisierung in der Pflege – ein Gespräch mit der Caritas Mannheim


In der Pflege ist derzeit vieles im Wandel. Die digitale Patient*innenakte soll künftig verschiedene Daten zusammenfassen und so die Bearbeitung einfacher machen. Gleichzeitig erleben wir einen gravierenden Fachkräftemangel in der Pflege.

Wie können wir diesem begegnen und was nützt die Digitalisierung in der Pflege? Hierzu traf ich mich zu einem informativen Austausch mit Regina Hertlein, Vorstandsvorsitzende der Caritas und mit Tanja Heil, Pflegedienstleitung in der Caritas.

In der Pflege sei es besonders wichtig, auch die häusliche Pflege mitzudenken bei der Krankenpflegeverordnung. Schließlich würde hier ein enormer Verwaltungsaufwand entstehen, wenn diese bei der digitalen Akte nicht inkludiert sei, so Hertlein. Denn nach jedem Quartal müssten neue Verordnungen und die entsprechenden Bescheinigungen von den Ärzt*innen eingeholt werden und das kostet Zeit. Überhaupt sind die bürokratischen Anforderungen gerade in der Pflege nach wie vor sehr zeitaufwändig, was in Zeiten der Digitalisierung eigentlich nur bedingt nachvollziehbar ist. Die digitale Patient*innenakte verbessere hier zwar einiges, aber der Aufwand bleibe der gleich, so Hein. Der Zeitaufwand, der bei der nötigen Dokumentation entsteht, ist nahezu gleichgeblieben. Das wird insbesondere bei der Heimaufnahme deutlich. Hier fällt ein regelrechter Stapel von Dokumenten an.

Zudem fehlen gerade in der Pflege viele Fachkräfte. Das Problem ist bekannt und es gab verschiedene Versuche, hier umzusteuern, nur leider nicht mit dem benötigten Effekt. Hertlein und Hein berichten über die Kooperation mit einer vietnamesischen Sprachschule, in der die dort ausgebildeten Pflegekräfte Deutsch lernen. In Vietnam wird Pflege gesellschaftlich ganz anders angegangen, da es eine große gesellschaftliche Wertschätzung des Alters gebe. Dort ist die Pflege ein Studienberuf über vier Jahre und es werden ausreichend viele Fachkräfte ausgebildet. Für die Caritas ist es wichtig, dass nicht aus solchen Ländern Pflegekräfte angestellt werden, die selber einen Mangel haben. Leider sind die bürokratischen Hürden für Pflegekräfte, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen wollen, enorm. Das fängt beim benötigten B2-Sprachzertifikat an und reicht über ein kompliziertes Anerkennungsverfahren, an dessen Ende selbst ein vierjähriges Pflegestudium oft nur in Teilen anerkannt wird, so dass die Betroffenen in Deutschland dann erhebliche Nachqualifizierungen absolvieren müssten und zwar auf eigene Rechnung. Angesichts des akuten Fachkräftemangels würden hier kaum zu überwindende Barrieren aufgebaut, so Hertlein.

Dem kann ich nur zustimmen, zu genau diesem Thema habe ich für die Fraktion DIE LINKE im Bundestag auch geredet. In anderen Ländern geht die Anerkennung von Berufsqualifikationen deutlich schneller und ohne Herunterstufung der bereits erworbenen Qualifikation von Statten, warum nicht auch in Deutschland? Die Hürden sind irrsinnig hoch und demotivierend für die Betroffenen. Damit schaden wir nicht nur den ausländischen Pflegekräften, sondern uns auch selbst. Gerade auch bei der Beschäftigung und Ausbildung von Geflüchteten zeigen sich weitere Probleme, insbesondere dann, wenn gut integrierte Menschen plötzlich abgeschoben werden. Das ist nicht akzeptabel. Die Würde des Menschen muss im Mittelpunkt stehen – das ist zentral, sowohl für die Caritas wie auch für DIE LINKE.

 


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