Altersarmut, Vorsorgen und präventive Angebote
Gökay auf Frauentour - Ein weiterer interessanter Besuch
Zum heutigen Gespräch rund um Aufgaben und Angebote der Deutschen Rentenversicherung (DRV) lud Frau Fellhauer, Leiterin des Regionalzentrum Mannheim der DRV Baden-Württemberg, ein. Was zu allererst auffällt sind die vielen Frauen in Führungspositionen. Das Regionalzentrum Mannheim ist das einzige von 15 Regionalzentren der DRV Baden-Württemberg mit einer komplett weiblichen Führungsriege. Dies sei das Ergebnis eines konsequent eingehaltenen Gleichstellungsplans, erzählt Frau Benöhr. Sie war nach 125 Jahren Bestehen die erste Frau in der Geschäftsführung der DRV Baden-Württemberg und hat ein besonderes Augenmerk auf der Frauenförderung. Das merkt man, die Frauen sind in dieser siebenköpfigen Gesprächsrunde deutlich in der Überzahl.
Was macht nun eigentlich die DRV Baden-Württemberg und vor allem auch, was macht sie aus? Interessanterweise ist die DRV in Baden-Württemberg schon früh einen Sonderweg gegangen, indem sie verstärkt auf Regionalisierung gesetzt hat statt auf zentrale Einrichtungen wie im Rest Deutschlands. „Einen weiteren Sonderweg sind wir in Baden-Württemberg dadurch gegangen, dass wir Präventionsangebote vor dem drohenden Jobverlust angeboten haben, lange bevor es 2016 dann in gesetzliche Vorgaben gegossen wurde“, so Fellhauer. Dabei werden orthopädische und psychologische Leistungen angeboten. Die DRV Baden-Württemberg kooperiert hierfür unter anderem mit dem Berufsbildungswerk und freien Trägern, eine Kompetenzüberschneidung mit der Arbeitsagentur gibt es dabei für die Bürgerinnen und Bürger nicht. „Bei den Präventionsleistungen gilt für uns der Leitspruch „Prävention vor Rhea vor Rente“. Wir versuchen durch gezielte Informationsveranstaltungen darauf aufmerksam zu machen denn viele wissen oft nicht, welche Leistungen sie eigentlich alles in Anspruch nehmen können. Schließlich wollen wir den Menschen ermöglichen, möglichst lange im Erwerbsleben bleiben zu können“, so der Leiter der Ansprechstelle des Regionalzentrum Mannheims, Herr Voigt.
Wie sieht es nun mit dem Kerngeschäft, das man mit der DRV assoziieren mag, aus – der Rente? „Wir empfehlen allen, sich frühzeitig über ihre Möglichkeiten zur Vorsorge zu informieren. Wir beraten dabei gerne und zwar, das ist wichtig, neutral und anbieterunabhängig. Wir wollen die Menschen informieren, nicht zum Kauf bestimmter Altersvorsorgeprodukte überreden“, so Herr Tallafuss, Altersvorsorgeberater bei der DRV BW. Dafür gehe man an Schulen und in Unternehmen – auch in die Klein- und Mittelständischen.
Nun wird viel von der Rente gesprochen, über Altersarmut und wie diese zunehmen wird. DIE LINKE fordert deswegen eine Rentenversicherung, in die alle einzahlen, auch Politikerinnen und Politiker. Derart finanziell gestärkt könnten auch bessere Renten, nämlich solche die vor Altersarmut schützen, ausgezahlt werden. „Das Drei-Säulen-Modell sehe ich sehr kritisch. Klar ist, dass die betriebliche und die private Vorsorge für viele nicht auffangen kann, was sie von der gesetzlichen Rente durch die verschiedenen Rentenkürzungen der letzten Jahre weniger bekommen werden. Gerade diejenigen, denen eine private Vorsorge durch beispielsweise Riester am dringendsten empfohlen wird, können sich das doch oft kaum leisten. Zumal die private Vorsorge einen erheblich höheren Verwaltungsaufwand hat, da rechnet sich die gesetzliche Rentenversicherung doch viel mehr!“, so die Mannheimer Abgeordnete Gökay Akbulut.
Ein weiteres Problem sei zudem die Schwächung der betrieblichen Altersvorsorge. Unter dem irreleitenden Titel „Betriebsrentenstärkungsgesetz“ wurden nämlich wichtige Stellschrauben, die aus einer Betriebsrente eine gute und sichere Sache machen, verändert. So haftet nun nicht mehr der Unternehmer bei Insolvenz, was ein enormes Problem darstellt. Schließlich kann in der Spanne eines Erwerbslebens durchaus mal das ein oder andere Unternehmen Pleite gehen, sowas passiert schließlich regelmäßig. „Ein weiteres Problem ist außerdem, dass durch die Bruttoentgeltumwandlung den Sozialversicherungssystemen wichtige Einnahmen verloren gehen und diese damit ausgehöhlt werden“, so Tallafuss. Man ist sich deswegen einig damit, dass die gesetzliche Rentenversicherung stets der Standard, also das Standbein einer guten und verlässlichen Rente sein muss. „Das umlagefinanzierte Solidarsystem ist das sicherste und stabilste System, das man sich bei einer Daseinsvorsorge nur vorstellen kann, immerhin hat es schon zwei Weltkriege überlebt!“, so Direktorin Benöhr weiter.
Abschließend sagen wir an dieser Stelle vielen Dank für das höchst informative und ausführliche Gespräch. Rente beschäftigt uns alle irgendwann mal, sie ist ein zentraler Bestandteil unseres Sozialstaates. Dass DIE LINKE diese ausbauen, stärken und auf ein breiteres finanzielles Fundament stellen will, das ist vermutlich nicht überraschend. Was uns aber dann doch überrascht hat, war das vielfältige Angebot, das die DRV jenseits der typischen Rentenauszahlung anbietet. Ein sehr interessantes Gespräch – jederzeit wieder.
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