Gökay Akbulut Frauenhaus

Wer Gewalt erfährt, braucht Schutz – ohne Wenn und Aber


In Mannheim gibt es zwei Frauenhäuser, hier können von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder unterkommen. Wenn Frauen den Schritt raus aus einer gewaltvollen Beziehung tun, wenn sie mit ihren Kindern ihre Habseligkeiten zusammenraufen und fliehen vor ihrem Peiniger, dann müssen sie schließlich schnell und unkompliziert Schutz erhalten. Diesen Schutz zu bieten, das ist Aufgabe einer humanen Gesellschaft. Doch ist es wirklich so leicht?

Aus dem Gespräch mit Frau Schöning-Kalender, der geschäftsführenden Vorsitzenden des Mannheimer Frauenhaus e.V., mussten wir erfahren, dass viele Frauen in dieser Situation leider abgewiesen werden müssen. Es gibt schlichtweg nicht genug Plätze und ohne eine gesicherte Finanzierung dürfen die Frauen nicht aufgenommen werden. Das betrifft drei von vier Frauen.

Wie sieht es in dem zweiten Frauenhaus in Mannheim aus? Heute trifft sich Akbulut mit Ruth Syren, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhaus Heckertstift der Caritas Mannheim. Frau Syren ist Teilnehmerin einer Arbeitsgruppe „Finanzierung“, die vom Sozialministerium Baden-Württemberg initiiert wurde.

„Das Problem ist nach wie vor die in Baden-Württemberg überwiegend geltende Tagessatzfinanzierung. Für die Aufnahme von schutzsuchenden Frauen und Kindern erhalten die Frauenhäuser Unterkunfts- und Betreuungskosten. Frauen mit eigenen Einkommen oder Vermögen zahlen die Unterkunftskosten selbst. Dies ist nicht in allen Bundesländern gleich. Die Betreuungskosten werden über SGB XII finanziert. Dies wurde 2009 in einer Empfehlung des Deutschen Stadt- und Landkreistages festgeschrieben. Leider halten sich nicht alle Kommunen und Landkreise an diese Empfehlung, so dass etliche baden-württembergische Frauenhäuser hohe Defizite wegen nicht finanzierter Kosten aufweisen. Problematisch ist die Aufnahme für Frauen und deren Kindern in einem Frauenhaus, wenn sie keine Ansprüche nach dem SGB II (Hartz IV) haben und nicht über eigenes Einkommen verfügen. In diesen Fällen erhalten die Frauen keinerlei Gelder, aber auch die aufnehmenden Frauenhäuser erhalten keine Unterkunfts- und Betreuungskosten. Der Caritasverband Mannheim hat sich klar positioniert. Keine Frau soll wegen fehlender Kostenübernahme abgewiesen werden. Für viele Frauenhäuser, die keinem so großen Verband angehören, ist dies finanziell nicht stemmbar“, so Syren.

Doch wie könne eine gesicherte und bedarfsgerechte Finanzierung aussehen, hakt Akbulut nach.
„Was wir brauchen ist ein Finanzierungskonzept, das keine Zugangshürden für schutzsuchende Frauen aufbaut und es ermöglicht, niedrigschwellig alle von Gewalt betroffenen Frauen aufzunehmen. Die Frage nach Eigenbeteiligung darf und sollte nicht Thema sein, wenn sich eine gewaltbetroffene Frau an ein Frauenhaus wendet“, führt Syren aus.

Die Mannheimer Abgeordnete Akbulut ist sich sicher:

„Hier braucht es eine parteiübergreifende Stärkung der Frauenrechte. Es kann nicht sein, dass Frauen in ihrer schwersten Stunde alleine gelassen werden, weil die Frauenhäuser ihnen nicht helfen dürfen. Ich hoffe, dass auch die neue Istanbul Konvention da etwas bewirken wird. Diese gibt vor, dass die unterzeichnenden Länder Frauen angemessen vor Gewalt schützen müssen. Für Deutschland würde das rund 11.000 Plätze in Frauenhäusern bedeuten, aktuell haben wir gerade mal 6.700. Wir brauchen neben einer gesicherten Finanzierung also auch dringend einen Kapazitätsaufbau – da müssen alle an einem Strang ziehen!“

Erfreut ist Akbulut aber über die Einrichtung selbst. In den hellen Räumlichkeiten des Heckertstift finden 18 Frauen und ihre Kinder Platz, auch Betreuungsmöglichkeiten finden sich hier. „Wirklich eine schöne Anlage, hier kann man sich richtig wohlfühlen. Für die gewaltbetroffenen Frauen ist das Heckertstift sicher ein angenehmer und geschützter Rahmen, in dem sie erstmal den Kopf frei kriegen können nach der ungeheuren Belastung einer gewaltvollen Beziehung“, so die Mannheimer Abgeordnete. „Uns ist es wichtig ein Ambiente zu schaffen, wo sich die Frauen mit ihren Kindern aufgehoben fühlen können. Hier können sie in Ruhe alles vorbereiten, um ein neues Leben zu beginnen“, schließt sich Syren an.


Weitere Beiträge: